UX: Don't make me think

Veröffentlicht am 29. September 2024

Nachdem meine AirPods Pro der ersten Generation eine Runde zu viel in der Waschmaschine gedreht haben und meine Kinder meine Over-Ear-Kopfhörer in Besitz genommen haben, wurde es nach vielen Jahren mal wieder Zeit für Ersatz.

Bei den Großen fiel mein erster Blick auf die AirPods Max, die gefühlt gerade jeder Dritte trägt und die auch wirklich schick aussehen. Kurz informiert: Technisch sind sie auf dem Stand von vor einigen Jahren stehengeblieben, die neueste Iteration glänzt für freche 579 EUR lediglich mit ein paar neuen Farben und einem USB-C-Anschluss. Also weitergeschaut und nur Gutes über die Sony WH-1000XM5 erfahren.

Bei den Kleinen habe ich zunächst einmal ein Paar von Anker für knapp 80 EUR probiert, war aber – geprägt durch die AirPods – sehr enttäuscht vom Klang und auch vom Active Noise Cancelling (ANC). Auch hier hat Sony laut einigen Testern die beste Alternative zu Apple im Angebot, die WH-1000XM5.

Langer Rede, kurzer Sinn: Beide habe ich bestellt und heute probiert. Die Großen haben mich auf Anhieb überzeugt. Super Klang, ANC lässt sich über einen physischen Knopf an- und abschalten, keine negativen Überraschungen.

Dann habe ich die Kleinen ausgepackt und hatte schon Probleme, sie beim Koppeln auseinanderzuhalten. WH-1000XM5 und WH-1000XM5. Wer denkt sich denn bitte solche bescheuerten Namen aus, was soll das? Aber okay. Dann habe ich versucht, das ANC zu aktivieren, und habe es nicht hinbekommen. Nicht beim ersten Mal und nicht beim zweiten Mal. Gekoppelt waren sie zu dem Zeitpunkt mit meinem Mac.

Hier hat Apple natürlich einen unfairen Heimvorteil, aber man kann es drehen und wenden, wie man will: Die Integration der AirPods in Macs, iPhones und iPads ist einfach gut. Auf allen Geräten kann ich die relevanten Details über die üblichen und erwarteten Wege konfigurieren, etwa Transparenz- oder ANC-Modus. Das geht hier nicht.

Sony hat aber eine Companion-App. Die zeigt mir über ein halbes Dutzend Alerts alle möglichen Service-Infos und möchte gerne auf Schritt und Tritt meinen Standort tracken. Was mich dazu verleitet, ihr erst einmal sämtliche Rechte dafür über die iOS-Einstellungen komplett zu entziehen. Den Impuls hatte ich schon lange nicht mehr.

Die App selbst erklärt mir aber auch nicht, wie ich ANC nun aktiviert bekomme. Über das Hilfe-Menü gelange ich auf die Website und ende in einem 404. An der Stelle treffe ich eine Entscheidung: Die Großen behalte ich, die Kleinen gehen zurück und werden wieder durch AirPods Pro ersetzt.

Mir ist echt die Lebenszeit zu schade, mich mit so einem Käse herumzuärgern – das fängt beim Namen (den ich bestimmt ändern könnte) an und hört bei etwas wie dieser aufdringlichen und letztlich komplizierten und damit für mich nutzlosen App auf. Da ist es mir dann auch egal, dass ich bei Apple noch ein paar Euro mehr für effektiv gleich gute oder sogar unterlegene Hardware zahle. Das Gesamtkonzept ist einfach stimmiger.

Merke: Gute User-Experience ist mehr als die Summe ihrer Teile.

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