Veröffentlicht am 07. September 2024
Im Dezember 2023 fragte die Süddeutsche Zeitung nach Erfahrungsberichten ihrer Leser:innen vom Münchener Immobilienmarkt. Im Januar veröffentlichte sie einige davon, u. a. auch meine Einsendung. Bevor sie irgendwann hinter der Paywall oder im Archiv verschwindet:
Als Mieter hatte ich zusammen mit meiner Lebensgefährtin 2010 unglaubliches Glück. Wir fanden eine außergewöhnlich schöne Drei-Zimmer-Dachgeschosswohnung in Neuhausen, deren (nur anfänglich hohe) Miete bis zu unserem Auszug 2022 nicht erhöht wurde.
Beim Auszug waren wir nicht mehr zu zweit, sondern zu viert, und hatten zu diesem Zeitpunkt bereits sechs Jahre vergeblich versucht, in der Nähe etwas Größeres zur Miete oder zum Kauf zu finden.
Wir wurden schließlich [doch noch] direkt um die Ecke fündig und wohnen heute in einem Neubau, der Schlagzeilen machte, weil die Mieten exorbitant hoch sind. Letztlich zahlen wir nun für 50 Prozent mehr Wohnfläche geschlagene 120 Prozent mehr Miete, absehbare Mietsteigerungen nicht eingerechnet. Denn der 'absolute Standardmiet-vertrag, wie vom Makler vorab suggeriert, entpuppte sich als Index-vertrag. Aber was tut man nicht alles, wenn man seine Kinder nicht entwurzeln möchte?
Ich selbst habe mir als Teil meiner Altersvorsorge 2020 eine Neubauwohnung am westlichen Stadtrand gekauft. Gerade suche ich nach neuen Mietern, in meinem Postfach liegen aktuell fast 700 Mails von Interessenten. Die Suche gestaltet sich erstaunlich schwierig, obwohl der Mietpreis aus meiner Sicht fair und Lage und Zustand der Wohnung wirklich gut sind. 80 bis 90 Prozent der Anfragen disqualifizieren sich von selbst, da die Leute das Inserat nicht genau lesen und nicht einmal die grundlegenden Angaben über sich bereitstellen, die man als Vermieter benötigt.
Auch sonst bin ich kritisch, um nicht meine und die Zeit der Bewerber bei den doch anstrengenden Besichtigungen zu verschwenden. Da war zum Beispiel die Alleinerziehende, die mir schrieb, dass ihr Kind nahe ihrer aktuellen Wohnung am Englischen Garten in die Kita geht. Eine Antwort auf meine Frage, wie die Kleine dann jeden Morgen von Lochhausen nach Schwabing kommen soll, blieb sie mir schuldig. Wie auch sonst Nicht-Antworten und Nicht-Erscheinen bei Besichtigungen an der Tagesordnung sind. Der Münchner Immobilienmarkt ist ein Tollhaus.