Veröffentlicht am 24. August 2024
Mit dem Gendern ist es für mich wie mit vielen Dingen unserer politisch aufgeladenen Zeit gerade. Ich stehe irgendwo zwischen den Lagern. Es geht mir mal ein bisschen auf die Nerven, wenn etwa Texte nur noch schwer zu lesen sind. Manchmal nervt es mich auch sehr, wenn es ideologisch überladen wird.
Dann wiederum denke ich mir als Vater einer Tochter: Ach komm, mir bricht kein Zacken aus der Krone, wenn ich mir beim Formulieren ein wenig Mühe gebe. Und wer behauptet, bei "Zahnarzt" sei die Zahnärztin immer schon mitgedacht gewesen, der lügt. Wenn es also meinem Kind auch nur minimal die Chance auf eine etwas gerechtere (Arbeits-)Welt ermöglicht, ist es mir die Sache wert.
Apropos Arbeitswelt. Zu Taxaro erreichte mich die Tage folgende Nachricht (Rechtschreibfehler vom Autor übernommen):
Sehr geehrte Damen und Herren, wir sind auf der Suche nach einer geeigneten Cloud Lösung für unsere Kanzlei und fanden Ihre Präsentation auch sehr ansprechend. Beim Lesen der Formulierung ' Steuerberater:innen ' bin ich dann doch ausgestiegen. Gendern empfinden wir als etwas sehr Schreckliches. Wir sind dann eben außen vor, obwohl Sie ja alle ansprechen möchten! Vielleicht ein anderes mal . Herzliche Grüße X Steuerberater
Da musste ich schon erst mal schmunzeln. Ich hatte eine Weile überlegt, ob ich in der Ansprache der Zielgruppe gendern sollte. Das Berufsfeld ist zwar männerdominiert, in den Kanzleien arbeiten jedoch viele Frauen. Und Steuerberater:innen lassen sich zufällig auch noch sauber genau so schreiben, anders als beispielsweise Anwältinnen und Anwälte (Anwält:in?!). Von Steuerberatern zu schreiben und die Steuerberaterinnen mitzumeinen, fühlte sich letztlich schlicht falsch an.
Mir war bewusst, dass dies beim einen oder anderen Hinterwäldler starke Reaktionen hervorrufen könnte, aber das habe ich einkalkuliert. Es ist für mich in Ordnung, wenn jemand das Gendern ablehnt und für sich entscheidet, darauf zu verzichten. Aber mit Leuten, die schon beim Kontakt mit einem Sternchen oder einem Doppelpunkt derart auf die Barrikaden gehen, muss ich nicht zusammenarbeiten. Insofern ist das dann sogar eine Art willkommener Filter.
PS: Der Absender arbeitet in der Kanzlei übrigens mit seiner Tochter zusammen. Einer Steuerberaterin.